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22.10.19 –
Die Antworten auf den am 10.09.19 an das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie und an Wintershall DEA gestellten Fragenkatalog liegen nun vor. Auch wenn diese beruhigend wirken: Neben der Sanierung bleiben engmaschigste großflächige Wasserkontrollen und ein Gesundheitsmonitoring oberste Pflicht für alle Akteure. Denn: Trotzdem in den letzten Wochen deutlich wird, dass große Anstrengungen unternommen werden, um den in Emlichheim durch Lagerstättenwasseraustritt entstandenen Schaden bestmöglichst zu beheben (siehe: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/osnabrueck_emsland/Emlichheim-Sanierung-des-Lecks-dauert-Jahre,emlichheim186.html,) bleiben große Sorgen vor mittel- und langfristige schwerwiegende Folgen für Mensch und Natur.
Die an das LBEG und die Wintershall DEA gestellten Fragen wurden wie folgt beantwortet:
In welchem Umkreis wird das Oberflächenwasser geprüft?
Derzeit wird das Oberflächenwasser an insgesamt 12 Standorten (Grenzaa, Mittelschlot, Gräben) untersucht. Die Probennahmestellen liegen von der Einpressbohrung „Em 132“ zwischen 73 m und 1,8 km und von der Einpressborhung „Em 51“ zwischen 72 m und rd. 2,0 km entfernt.
Nach welchen Parametern und wie oft?
Das Oberflächenwasser wird aktuell auf folgende Parameter untersucht:
pH, elektrische Leitfähigkeit, Gesamthärte, Ca, Mg, Cl, BTEX-Aromaten.
Der Mess- und Beprobungsturnus beträgt 4 Wochen.
Wie lange ist eine Oberflächenwasserüberprüfung geplant?
Die Überwachung der Oberflächengewässer wird aktuell fortgeführt. Eine Beendigung der Überwachung ist derzeit nicht beabsichtigt. Die Beendigung dieser Überwachung wird nach enger Abstimmung mit den wasserwirtschaftlichen Fachbehörden (GLD, UWB) entschieden.
Wird auch in den Niederlanden geprüft?
Eine Beprobung des Oberflächengewässers Grenzaa (unmittelbarer Grenzverlauf) findet statt. Das Überwachungskonzept für Grundwasser wurde um zwei vorhandene Grundwassermessstellen auf niederländischer Seite ergänzt.
Werden private und landwirtschaftlich genutzte Brunnen geprüft?
Die den Behörden bekannten privaten und landwirtschaftlich genutzten Brunnen im Umfeld werden im Rahmen des Überwachungsprogramms untersucht.
In welchem Umkreis?
Die Grundwasserüberwachung insgesamt erfolgt in einem Radius von ca. 1,5 km von der Bohrung „Em 132“.
Gibt es einfache und kostenlose Zugänge für Privatpersonen, ihr Brunnenwasser prüfen zu lassen?
Wintershall Dea hat bei der 6. Projektgruppensitzung (10.09.2019) mündlich die Untersuchung privat betriebener Brunnen zugesichert.
Wie und woran erkennt man, dass Oberflächenwasser oder Brunnenwasser kontaminiert ist?
Der Nachweis einer Kontamination mit Lagerstättenwasser ist über laboranalytische Untersuchungen von lagerstättenwassertypischen Inhaltsstoffen (z.B. aromatische Kohlenwasserstoffe (BTEX), erhöhte Strontium- und Bariumkonzentrationen) feststellbar.
Wie kann es sein, dass trotz hoher Dichte des LAWA und einer Austrittstiefe von über 140 m Rückstände des LAWA auf einer Tiefe von 100 m zu finden sind?
Das Lagerstättenwasser sollte ursprünglich mit Druck durch die Bohrung „Em 132“ in die Lagerstätte in Tiefen von rund 900 Metern verpresst werden. Der geologische Aufbau im Bereich der korrodierten Abschnitte ist verhältnismäßig wenig wasserdurchlässig. Dies hat offensichtlich dazu geführt, dass das Lagerstättenwasser vertikal zwischen Außenverrohrung und Gebirge nach oben aufsteigen konnte. Die vertikale Ausbreitung erfolgte vermutlich solange, bis besser durchlässigere Sedimente erreicht wurden und sich das Lagerstättenwasser ab dann zunehmend horizontal ausgebreitet hat (Weg des geringeren Widerstandes).
Krebserregende Benzole und BTEX sind vermutlich in hoher Konzentration in einer Tiefe von 100 m vorhanden. Diffundieren die hoch flüchtigen Benzoldämpfe durch das Erdreich, wo treten diese Gase aus, wie hoch ist die Konzentration in der Region?
Mögliche „Ausgasungen“ aus dem Tiefenbereich von ca. 100 m würden durch erhöhte und nachweisbare Konzentrationen im höher gelegenen Grundwasser erkennbar werden. Derzeit liegen keine Anhaltspunkte für derartige Prozesse vor.
Bei Untersuchungen im Kreis Rothenburg wurde ein Zusammenhang zwischen bestimmten Krebserkrankungen und der Förderung von Erdgas und Erdöl festgestellt, z.B. im Bereich von Ölschlammgruben. Gab es solche Untersuchungen bisher auch in den Förderregionen der Grafschaft?
Die vom Niedersächsischen Gesundheitsministerium in Auftrag gegebene Abstandsstudie der LMU München hat untersucht, ob die Wohnnähe zu Standorten der Kohlenwasserstoffförderung oder Schlammgrubenverdachtsflächen mit Mischgruben einen Risikofaktor für hämatologische Krebserkrankungen darstellen. Ein solcher Zusammenhang ergab sich nicht. Die register-basierte Fall-Kontroll-Studie mit fast 20 000 Probanden aus 15 niedersächsischen Landkreisen umfasste auch den Landkreis Grafschaft Bentheim. Es besteht weiterer Forschungsbedarf. Weitere Informationen zu dem Thema finden Sie auf den Seiten des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes unter https://www.nlga.niedersachsen.de/startseite/umweltmedizin/umweltepidemiologie/krebsclusteruntersuchungen/krebsclusteruntersuchung_in_der_samtgemeinde_bothel/krebsclusteruntersuchung-bothel-157055.html.
Ist eine Aufnahme der Region als Beobachtungseinheit in das niedersächsische epidemiologische Krebsregister geplant?
Das LBEG ist in der Landes-Arbeitsgruppe EKN-Auswertungen LK Rotenburg (Wümme) vertreten und wird die Fragen dort einbringen.
LAWA kann radioaktive Stoffe enthalten. Wie ist dieses im Fall EM 132 zu bewerten?
Das Lagerstättenwasser der Erdöllagerstätte Emlichheim beinhaltet keine Stoffe, die zu einer erhöhten Radioaktivität führen.
Besteht eine erhöhte Strahlungsbelastung in der Region?
Eine erhöhte Strahlenbelastung aufgrund des Schadensereignisses in der Region Emlichheim liegt nicht vor.
Wird die Wintershall DEA GmbH für die weitestmögliche Sanierung des Schadens aufkommen?
Die Wintershall DEA GmbH hat die Sanierung des Schadens zugesagt. Die Umsetzung dieser Zusage wird durch die einbezogenen Behörden, den Landkreis Grafschaft Bentheim, den Gewässerkundlichen Landesdienst (NLWKN und LBEG) und dem LBEG als Bergbehörde kontrolliert.
Gibt es Rücklagen für Spätfolgen und Schadensersatzansprüche?
Für Schadensfälle dieser Art haben die Unternehmen Haftpflichtversicherungen abgeschlossen. Schadensersatzansprüche sind zivilrechtlich zu regeln. Dazu kann das LBEG keine Auskunft geben.
Wer übernimmt die Sanierung für den Fall, dass Wintershall DEA GmbH die Sanierung nicht vollständig leisten kann?
Das Unternehmen ist primär verantwortlich und hat die Sanierung des Schadens zugesagt. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass das Unternehmen dieser Verpflichtung nicht nachkommen wird.
Ist es sicher auszuschließen, dass LaWa vor dem Abschluss der vollständigen Sanierung, bedingt durch die spezifische Bodenbeschaffenheit und den Einpressdruck, an die Oberfläche tritt?
Derzeit liegen dem LBEG keine Hinweise vor, das Lagerstättenwasser bis an die Oberfläche aufgedrungen ist. Die vom LBEG und den wasserwirtschaftlichen Fachbehörden geforderten weiteren Grundwasseruntersuchungen in mehreren Tiefenniveaus werden dieser Frage nachgehen und hierzu eine Klärung herbeiführen. Da das Lagerstättenwasser eine mindestens vergleichbar hohe Dichte hat, wie das in diesen Teufen natürlich vorhandene versalzte Grundwasser, gehen die Fachbehörden derzeit davon aus, dass sich das Lagerstättenwasser im Wesentlichen unterhalb des leichteren, nutzbaren Grundwassers (Süßwassers) ausgebreitet hat.
Warum wurde die Bohrung 132 im Jahre 2015 trotz Druckschwankungen seitens der Wintershall weiter betrieben?
Diese Frage ist Bestandteil der derzeit laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.
Ist es gängige Praxis, trotzt gesundheitsgefährdender Inhaltsstoffe?
Dieses Vorgehen ist nicht gängige Praxis und nach unserem derzeitigen Kenntnisstand erstmalig aufgetreten.
Das LBEG hat einen Bohrloch - TÜV erwägt. Wann könnte diese Maßnahme greifen?
Derzeit werden im LBEG Maßnahmen geprüft, wie zukünftig derartige Schadensfälle vermieden werden können. Eine Option ist die regelmäßige Prüfung von Bohrungen durch Sachverständige. Die Umsetzung dieser Maßnahme wird zurzeit vorbereitet.
Wie wird bis dahin verfahren?
Das LBEG hat bei den Unternehmen technische Informationen zu den Einpress- und Versenkbohrungen abgefragt. Diese Daten werden zurzeit ausgewertet. Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Integritätsmanagementsysteme der Unternehmen greifen.
Wie ist die spezifische Bodenbeschaffenheit im Bereich der Bohrung?
Die Bohrung unweit der Em132 hat gezeigt, dass bis in eine Tiefe von etwa 110 Meter der Untergrund mehr oder weniger sandig ist. Mit zunehmender Tiefe nimmt die Korngröße ab, d.h. desto feiner wird der Sand. Dies bedeutet auch: Je feiner die Körnung, desto weniger durchlässig für Flüssigkeiten ist das Gestein. Ab 160 Meter Tiefe besteht der Untergrund nahezu aus Ton – einer wasserhemmenden Schicht.
Wie verlaufen Grundwasserkörper?
Die beiden Einpressbohrungen „Em 132“ und „Em51“ liegen innerhalb des Grundwasserkörpers „Grenzaa“. Der südlich angrenzende Grundwasserkörper „In der Vechte rechts“ liegt rd. 2 km von der Einpressbohrung „Em 132“ und rd. 900 m von der Einpressbohrung „Em 51“ entfernt.
Gibt es z. B. Verbindungen zum Grundwassergebiet Osterwald, in dem Trinkwasser gefördert wird?
Die beiden Grundwasserkörper grenzen direkt aneinander. Eine Beeinträchtigung der Trinkwassergewinnung im Gebiet Osterwald kann ausgeschlossen werden, da das Grundwasser aus dem Raum Osterwald in Richtung Emlichheim strömt und nicht umgekehrt.
Reicht die eine bisherige Bohrung aus, um das gesamte Ausmaß des Schadens zu erkunden und eine erfolgreiche Sanierung zu gewährleisten?
Die bisherige Bohrung ist nicht ausreichend um das gesamte Ausmaß des Schadens zu erkunden und eine erfolgreiche Sanierung zu gewährleisten. Für die Fahnenerkundung konnten bislang nur die Ergebnisse der Rammkernbohrung „RKB 1“ herangezogen werden. Zur Erfassung der horizontalen und vertikalen Ausbreitung des Lagerstättenwassers werden weitere Grundwassermessstellen in unterschiedlichen Tiefenniveaus errichtet. Ein Vorschlag des Unternehmens für weitere Messstellen wird aktuell vom LBEG und den wasserwirtschaftlichen Fachbehörden geprüft. Die Ergebnisse der bisherigen Erkundungen werden darüber hinaus zur Verbesserung des dreidimensionalen Grundwasserströmungs- und Stofftransportmodells genutzt werden.
Wie läuft der technische Vorgang der Sanierung ab?
Derzeit ist davon auszugehen, dass mehrere tiefe Grundwassermessstellen (> 100 m) errichtet werden, die anschließend auch als Sanierungsbrunnen genutzt werden können. Ziel ist es, das Lagerstättenwasser über diese Sanierungsbrunnen abzupumpen und wie ursprünglich vorgesehen über andere Einpressbohrungen in die Erdöllagerstätte zurückzuführen. Ein diesbezügliches Sanierungskonzept soll von Wintershall Dea bis Ende September vorgelegt werden.
Wintershall DEA fördert im Bereich Botterdiek in großen Mengen Wasser für die Dampfpressanlagen, sind in diesem Wasser bereits Rückstände des LAWA zu finden?
Die Wintershall Dea betreibt im Bereich der Dampfflutanlage vier Brunnen zur Grundwasserentnahme. Eine Beprobung dieser Brunnen hat im April 2019 stattgefunden. Dabei wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Wenngleich die Brunnen in größerer Entfernung zur EMLH132 als die modellierte Schadstofffahne liegen, sollen sie beim nächsten Beprobungszyklus im Rahmen des Monitorings analysiert werden.
Im Januar 2019 wurde das LBEG informiert, warum wurden die Informationen erst im März an die Bevölkerung weitergegeben?
Das LBEG hat die Öffentlichkeit informiert, als sich durch die von Seiten des LBEG angeforderten Untersuchungen der Verdacht erhärtete, dass Lagerstättenwasser aus der Bohrung Em132 ausgetreten sein könnte.
Gibt es eine Zusammenarbeit mit niederländischen Behörden?
Die Provinz Drenthe, die Gemeinde Emmen und die niederländische Bergbehörde wurden über den Lagerstättenwasseraustritt informiert. Seit dem 12.08.2019 nehmen Vertreter der Provinz Drenthe und der Gemeinde Emmen an den Sitzungen der Arbeitsgruppe zu den Korrosionsschäden an den Bohrungen Emlichheim 132 und Emlichheim 51. Weitere Teilnehmer dieser Arbeitsgruppe sind der Landkreis Grafschaft Bentheim, die Gemeinde Emlichheim, der Landesbetrieb für Wasser-, Küsten- und Naturschutz und das LBEG, das diese Gruppe leitet.
Ist die niederländische Bevölkerung, besonders im zwei km entfernten Schoonebeek, informiert?
Das LBEG geht davon aus, dass die niederländische Bevölkerung über die Medien informiert ist. Ein Hinweis darauf war die rege Teilnahme von niederländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern bei der Informationsveranstaltung der Gemeinde Emlichheim am 10.09.2019.
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