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25.02.22 –
Ein mehrere Tausend Quadratmeter großes Grundstück an der Emslandstraße in Emlichheim ist in den vergangenen Tagen gerodet worden. Die Arbeiten an der bewaldeten Fläche im Gewerbegebiet, gelegen auf Höhe der Einfahrt zum Firmengelände der Emsland-Stärke und angrenzend an den ehemaligen „Olmes-Park“, haben bei vielen Bürgern für Fragen gesorgt – und bei den Parteimitgliedern der Gemeinde- und Samtgemeinderatsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen für Unverständnis.
Hintergrund der Abholzung ist der geplante Neubau eines Verwaltungsgebäudes der Erzeugergemeinschaft für Industriekartoffeln im Emsland und in der Grafschaft Bentheim, wie Dirk Oevermann, kaufmännischer Leiter der Erzeugergemeinschaft, auf GN-Anfrage bestätigt. Die Erzeugergemeinschaft ist Hauptgesellschafter der Emsland-Stärke. „Wir errichten dort ein neues Bürogebäude inklusive eines Backup-Rechenzentrums für die Emsland Stärke GmbH und die Erzeugergemeinschaft“, erläutert er die Pläne. Zudem sollen auf dem Gelände auch Parkplätze für Mitarbeiter, Besucher und Landwirte sowie entsprechende Zufahrten entstehen.
„Moralisch kaum verzeihlich“
„Mit diesem Waldstück verschwinden ein großes Stück Lebensraum und ein wichtiger CO2-Speicher“, sagt Holger Gosink von den Emlichheimer Grünen. Mehrere Dutzend alte Eichen seien gefällt worden – „aus moralischer Sicht ist das meiner Meinung nach ein kaum verzeihlicher Eingriff in Natur und Ortsbild.“ Es sei unverständlich, warum die Baumaßnahme unbedingt an dieser Stelle erfolgt. „Andernorts hätte es dafür genügend potenziellen Raum gegeben“, sagt Gosink.
Es sei alles mit rechten Dingen zugegangen, versichert Oevermann: „Die Flurstücke sind als Gewerbegebiet ausgewiesen und entsprechende Kompensationsmaßnahmen sind bereits erfolgt.“ Das bestätigt auch der Emlichheimer Gemeindedirektor Ansgar Duling: „Der Bebauungsplan stammt aus dem Jahr 1990 und besitzt seit damals Gültigkeit.“ Das heißt: Hätte es in den letzten 32 Jahren Pläne für eine Ansiedlung an dieser Stelle gegeben, wäre der Wald längst gewichen. „Deswegen gab es seitens der Verwaltung auch keine Bedenken, die Bäume zu entfernen. So gesehen hat der Wald dort sogar 32 Jahre länger gestanden als geplant“, meint Duling.
Verwaltung: „Keine Bedenken“
Die Rodung ist also legal erfolgt. Aber: „Wenn sich alle in dem Rahmen bewegen, der irgendwie erlaubt ist, ohne mit Moral und einem minimalen Verständnis von Nachhaltigkeit zu agieren, dann steht unsere Gesellschaft vor einem großen Problem“, zeigt sich Gosink bestürzt. „Wir werden anfragen, ob alle Gutachten korrekt gestellt und alle Vorgaben beachtet wurden. Eventuelle Kompensationsmaßnahmen sollten im Bereich der Samtgemeinde geschehen, und nicht in Form irgendwelcher Punktesysteme im Nirwana der Bürokratie verschwinden“, ergänzt seine Parteikollegin Jennifer Welink.
„Nach der Fertigstellung des Bürogebäudes werden wir neue Anpflanzungen vornehmen und Grünflächen errichten“, sagt Oevermann. Duling betont, dass über den Bebauungsplan zwingend festgeschrieben ist, einen zehn Meter breiter Grünstreifen mit heimischen Bäumen und Gehölzen zur Emslandstraße hin anzulegen. Vorgeschriebene Kompensationen seien im Übrigen schon 1990 erfolgt, nachdem das Gebiet als Gewerbefläche ausgewiesen wurde.
Baumschutzsatzung gefordert
Das reicht den Grünen nicht: „Diese Ereignisse verdeutlichen, dass dringender Handlungsbedarf für mehr Baumschutz in der Samtgemeinde Emlichheim besteht, damit solche Dinge zukünftig nicht mehr so einfach geschehen können“, sagt Welink. Erich Gülzow, Sprecher der Grünen-Samtgemeinderatsfraktion ergänzt: „Baumschutz kann in Form von geänderten Bebauungsplänen geschehen, in denen Baumbestand erfasst und geschützt wird. Eine weitere Möglichkeit wäre eine Baumschutzsatzung, die Bäume schützt, ohne den Bürgern zur Last zu werden“. Gülzow erklärt dazu, dass die Grünen-Fraktionen in den Räten der Gemeinde und der Samtgemeinde Emlichheim zeitnah Anträge zum Thema Baumschutz einbringen werden.
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